vorstellungen

pro vorstellung können nur drei zuschauer an dem projekt teilhaben. die zuschauer werden sich über weite strecken der vorstellung in einer eins-zu-eins-situation mit einem der schauspieler wiederfinden, wobei wir bei den proben wert darauf gelegt haben, diese situation für den zuschauer so angenehm (wie beim thema todesstrafe eben möglich) zu gestalten. die vorstellungen sind allerdings auch nur dann sinnvoll, wenn tatsächlich 3 zuschauer da sind, insofern betrachten wir bestätigte anmeldungen als definitiv. sollte doch noch etwas dazwischenkommen, bitte unbedingt bescheid geben. bisher sind sechs  vorstellungen geplant, eine vorstellung wird etwa 45-50 min dauern, der eintritt ist frei.
teffpunkt für die jeweiligen vorstellungen ist 15 minuten vor vorstellungsbeginn im hinterhof der greifswalder straße 29 (direkt gegenüber der haltestelle "hufelandstraße", tramlinie 4, fährt vom alex).

!GEÄNDERTE VORSTELLUNGSTERMINE!

DONNERSTAG, 26.04.2012
18.30 uhr - ausverkauft
20.00 uhr - ausverkauft
21.30 uhr - ausverkauft

FREITAG, 27.04.2012
18.30 Uhr - ausverkauft
20.00 Uhr - ausverkauft
21.30 Uhr - ausverkauft




wir waren da
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5 Kommentare:

f hat gesagt…

Zunächst einmal vielen Dank an alle Beteiligten für einen gleichzeitig gelungenen und mitreißenden, aber auch zum Nachdenken anregenden Theaterabend! Vor der Vorführung war ich doch etwas skeptisch bezüglich der Situation von einem Darsteller allein etwas zur Thematik der Todesstrafe vorgeführt zu bekommen. Meine Zweifel waren auch zu Beginn der Darbietung noch nicht verflogen, als die Schauspielerin anfing mit mir als einzigem Zuschauer auf so engem Raum zu flirten. Zumal in meinem Hinterkopf stets der Gedanke präsent war, dass es nicht nur mir, sondern auch der Darstellerin selbst unangenehm sein müsste einem fremden Mann in einem ca. 6 qm kleinen Raum Avancen zu machen. Jedoch hielten diese Zweifel nur sehr kurz, da die Schauspielerin es verstand mich zu einem Teil der Vorführung werden zu lassen, in der nicht nur sie perfekt ihre Rolle gespielt, sondern auch mich derart eingebunden hat, dass ich mich sehr schnell als Teil des Stückes begriff. Betty-Lou Beets erzählte mir ihre Geschichte auf eine Weise, durch die ich in kürzester Zeit eine unglaubliche Sympathie für sie aufbauen konnte. Diese Sympathie war es auch, die mir die Fatalität einem Menschen mit einer solch bewegenden Lebensgeschichte, durch ein Urteil des Staates ihr eben jenes Leben wieder zu nehmen, bewusst werden ließ. Jene reichte soweit, dass ich ein Gefühl des Bedauerns für sie in der Todeszellenszene empfand, wie ich es zuvor in einem Theaterstück noch nicht erlebt habe. Aber auch die anderen Darsteller schafften es mir die Zwiespältigkeit der Todesstrafe vor Augen zu führen: Sofort erkannte man in finalen Szene die vermeintliche Gleichgültigkeit des Bil Joe Benefiel mit der er der erwarteten Strafe entgegenblickte und auch die Angst des unschuldig verurteilten Todd Willingham. Gleichzeitig für den einen Bedauern zu empfinden und eine Wut auf den unfair handelnden Staat, während man dem Anderen die Strafe nahezu wünschte, war ein für mich persönlich aufrüttelndes Erlebnis.

Hut ab vor der schauspielerischen Leistung, aber auch vor dem Konzept des Projektes insgesamt!!!

Anonym hat gesagt…

Ebenfalls ein großes Dankeschön meinerseits!

Ich habe mal versucht meine Eindrücke festzuhalten,
in einer Form die den Abend nach und nach nochmal aufzieht...

Ein Innenhof an der Greifswalder Straße,
in Treppenhäusern und Wohnräumen, ein Stück Todesstrafe. Drei Fälle, drei Zuschauer, drei Schauspieler.

Im Innenhof warte ich mit zwei Anderen darauf,
dass wir abgeholt und zugeteilt werden.
Jeder Zuschauer ist einem Fall zugewiesen,
erlebt den ersten Teil alleine. So viel wusste ich bereits vorher, von einem anderen Zuschauer einer Vorstellung zuvor.

Bereits die ersten Minuten vor dem eigentlichen Beginn sind außergewöhnlich stark. Das Aufeinandertreffen einer so geringen Zuschauerzahl führt gezwungenermaßen zu einer Auseinandersetzung mit den Anderen...
Normalerweise rede ich selten bis gar nicht mit anderen Zuschauern. Es ergibt sich nicht...

Schließlich werden wir von der Regie abgeholt und zugeteilt. Ich solle ins Treppenhaus gehen und die Zettel an der Wand lesen, dann komme jemand hinzu.
Eine Taschenlampe wird mir gegeben. Es ist Nacht.

Im Treppenhaus fange ich allmählich an über DinA4-Seiten zu schweifen. Die erste Seite zeigt ein Passfoto. Das Archivmaterial einer Hinrichtung.
Es ist Schwarz abgesehen vom Taschenlampenlicht.
Schritte oben im Treppenhaus, ich bleibe beim lesen. Eine düstere (gelungene) Atmosphäre…

Jemand kommt dazu, wohl der Schauspieler, er fragt mich, ob ich mich bereits eingelesen hätte.
Nach und nach kommt man ins Gespräch, rollt den Fall eines Toten auf.

Mir kommen fragen -
Was hält er eigentlich für erwähnenswert von der Wucht an Material, den –zig Seiten, die in –zig Stockwerken ausgebreitet sind?
Die „erzwungene“ Aussage eines drogenabhängigen Insassen, die anklagende Ehefrau, ein falscher Feuerbericht, deren Urheber trotzdem überzeugt sind, dass Branddiagnosen unfehlbar seien - „a fire doesn´t lie“ -, die Vorurteile von einigen Geschworenen und Richtern, dass man beispielsweise einen Psychopathen anhand der Musik die er höre erkennen könne,
die Absurdität der Beweisführung.

Ich frage ihn schließlich direkt, ob er ihn für schuldig halte.

Die Mitte der Gesellschaft hat sich für den Tod des texanischen Ex-Vaters, der seine Kinder im Brand hat umgekommen lassen, entschieden.

Er sei unschuldig hingerichtet worden, meint der
Schauspieler (Korrektur) Performer, es ist kein Rollenspiel.

Er rennt während des Berichtens und meiner Fragen immer häufiger im Treppenhaus auf und ab:
ruft mir von unten etwas zu, ich solle jene Stelle vorlesen dann jene, während er von unten mir die andere Stelle vorlesen werde, dann kommt er wieder zu mir hoch.
Während dieser Gänge drückt er mir nach und nach Material in die Hand: Todds Bild, einen seiner letzten Briefe, seine letzten Worte und so weiter.

Dann verschwindet er schließlich überraschend bei einem weiteren Gang nach unten ins Nichts -
nach und nach seine Stimme abebbend...

Ich bleibe zurück, muss eigentlich über die Situation schmunzeln, doch werde plötzlich von den Unterlagen, der ganzen Fülle der Informationen, die ich in der Hand halte eingeholt und daran erinnert, dass ich alleine im Dunkeln stehe und in den Akten eines Toten wühle….

Ein starker Moment. Leider wurde ich zu schnell von der Regie zum zweiten Teil des Abends abgeholt, sodass dieser sich nicht sonderlich entfalten konnte. Es wäre glaube ich wirklich spannend, länger alleine zurückgelassen zu werden.

[fortsetzung...]

Anonym hat gesagt…

[...Fortsetzung]

Im zweiten Teil des Abends...
In einem Raum von ca. 20qm stehen drei Stühle, eine Tonspur aus dem Off schildert den letzten Tag, die Hinrichtung, das System hin zum Tod.

Es treffen zum ersten Mal die drei Performer (Korrektur) Schauspieler auf die drei Zuschauer, plötzlich scheint es mir so als würde doch der ein oder andere eine bestimmte Rolle spielen.

Sind wir Zeugen einer Hinrichtung?

Eine unheimlich groteske theatrale Situation solch eine Hinrichtung wie sie aus dem Off geschildert wird.

Bin ich Zuschauer aus Bewältigungsgründen, aus Schaulustigkeit und / oder Genugtuung heraus?

Vielleicht würde eine Glasfront dieses Gefühl noch steigern, vielleicht auch nicht – als würde ich mit zwei Anderen im Zeugenstand stehen.

Wir sind Zeugen der Hinrichtung. Zumindest Zeugen ängstlicher Blicke, gezählter Schritte und abwartender Verbitterung.

Dabei hat mich die Einfühlung wenig interessiert.
Die Tränen einer Schauspielerin haben mich nicht berührt. Der Blickkontakt mit den einzelnen Schauspielern aber schon. Die Kälte der Schilderung eines Zeitplanes, eines Systems hin zum Tod gepaart mit diesen intensiven Blickkontakten fand ich überwältigend stark. Zum letzten Mal miteinander Raum teilen – die Flüchtigkeit, das Ephemere auf die Spitze getrieben: starkes Theater.

Interessant fand ich dabei, dass es für mich weniger um die Anklage einer Rechtsform ging, die der Todesstrafe, sondern vielmehr um die Hervorhebung meiner eigenen Position in diesem System.

Die Einfühlung lag bei mir als Zuschauer…
45 Minuten Weg von der Zelle zum Todestrakt.
Wie lange bin ich bereits in diesem Stück?
Dem Todeskandidaten wird ein 20 Dollar Essen verabreicht, kein Alkohol, kein Körperkontakt.
1-2 Bierchen habe ich bereits vor der Vorstellung zu mir genommen, des öfteren sehne ich mich nach Körperkontakt und brauche 20euro für Samstag Nacht.
Wenn ich verurteilt werden würde: wäre es wegen eines Mordes, eines unergründlichen Schicksalsschlags oder meiner suspekten Identität wegen?
Wen würde ich gerne nochmal in die Augen blicken, bevor ich dafür bezahle, dass ich die Normalität unterbrochen habe?

Ich habe mir einen weiteren Teil gewünscht, indem die Rollenzuschreibungen umgekehrt werden, die drei Zuschauer im Raum stehen und die Schauspieler beobachten. Oder so ähnlich. Wie genau das aussehen müsste, weiß ich nicht, es scheint mir nur passend…

Die Konfrontation mit der eigenen Fragilität.

Auch wichtig und das war ja dann auch gegeben
Raum zur Auseinandersetzung.

Selten war ich neugieriger was die anderen Zuschauer erlebt haben und darauf aus bei einem Bierchen nochmal das Ende aufzuschieben...

Jaap van Houten hat gesagt…

Liebes Team "von drinnen",

Inszenierung und Darbietung haben dieses Projekt zu dem intensivsten Erlebnis gemacht, dasi ich im Tehater jemals hatte. Die Thematik, Konzeption und Präsentation "vis-a-vis" lassen den Zuschauer das Gesehene in einer völlig neuen und einzigartigen Weise erleben. Ich wünsche und hoffe, dass noch viele Zuschauer dieses Erlebnis teilen können.

Alles Gute und hoffentlich bis bald,
Jaap

Lilli hat gesagt…

Irgendwie hat man das Bedürfnis zu beschreiben, es hat ja jeder etwas anderes "von drinnen" erlebt...

Als erstes hatte ich Angst.
Theater in einem ganz normalen Wohnhaus, was ist echt und was nicht, spielt der Schauspieler mit dem ich allein im Wohnhaus bin jetzt eine Rolle und ich bin mit ihm allein, hilfe? Vorsichtiges Beäugen.
Aber dann: werden wir zu Komplizen im Treppenhaus. Komplizen in der Beweisführung zu Todd Willinghams Unschuld. Der Schauspieler spielt keine Rolle, ich verliere meine Angst, ich wühl mich mit ihm, unter seiner Pfadfindung, durch den Wust an Zetteln an den Wänden des Wohnhauses. Ich werd unruhig, frage: was bleibt denn dann noch übrig? -nichts, antwortet mein Pfadfinder. Todd Willingham war nicht schuldig. Ich bin überzeugt. Und habe die Beweise in der Hand.
In dieser Situation im Treppenhaus alleingelassen: wieder Angst. Hektisches Einsammeln der anderen beiden Zuschauer, jeder hat etwas anderes erlebt.
Dann sind wir zu sechst in einem Raum - vier davon in dem Moment Fremde, ich kenne ihre Geschichten nicht. Und: mein Komplize und ich. Wir erleben die letzten Minuten gemeinsam, oft Auge in Auge.

Danach: ein ellenlanges Gespräch mit den anderen beiden Zuschauern über das Stück und das Thema und tausend angrenzende Themen, genau so wie ich es mir immer wünsche beim Theater und endlich ist es mal so!

Vielen Dank für den Abend. Ich hab mich so gefreut mit Leuten die ich vorher garnicht kannte ohne Krampf bei einem richtigen Gespräch zu landen. Und nicht über wie wer war oder irgendein bla sondern das Thema des Abends und wo es berührt hat.
Ich würd mich sehr freuen bei meinen Erzählungen von dem Abend weitere Aufführungstermine nennen zu können!

Lilli.

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